Inhalt: Damals, Anfang der Achtzigerjahres des vorigen Jahrhunderts, als dieses Buch erstmals veröffentlicht wurde, gab es noch Telegramme - Botschaften in Kurzfassung, im Telegrammstil eben. Und es gab noch Räte der Kreise und deren Vorsitzende. Ein solcher ist, im Norden der damaligen Republik, Norbert Weiß geworden. Von dem erhält der Erzähler eben eine solche Bitte im Telegrammstil, die manches sagt, aber eben nicht alles, und die für den Empfänger zunächst rätselhaft bleibt: Muss Dich unbedingt sprechen. Erfolgt keine Absage, bin ich morgen, Donnerstag, den 12. 2., um 15.00 Uhr bei Dir im Institut. Gruß Wolfgang Weiß Der Erzähler und jener Wolfgang Weiß sind alte Bekannte, seit Neunzehnhundertzweiundsechzig oder dreiundsechzig, hatten sich aber lange nicht gesehen. Ihr letzte Begegnung lag fünf oder sechs Jahre zurück, in der Mitte der Siebzigerjahre. Dieses Telegramm beschwört Spannung und Unruhe herauf, und es leitet für den Genossen Karras, Klaus Karras, so der vollständige Name des Erzählers, - und damit auch die Leserinnen und Leser - einen unruhigen und auch aufregenden Zeitabschnitt ein. Da keine Absage erfolgt, trifft Wolfgang Weiß pünktlich auf die Minute, am 12. Februar bei Karras ein. Er trug einen Halbpelz und eine Pelzmütze, der man die Moskauer Herkunft sofort ansah. Der Gast kommt gleich zur Sache und bittet Karras um Hilfe: 'Meine Frau hat mich verlassen. Vor drei Wochen. Ich begreife nicht, warum sie weggegangen ist. Sie ist hier in Berlin.' Diese Frau, das ist Monika Möglin, der sich nach Ansicht von Karras, der einst ihr Mentor gewesen war, eine großartige Entwicklungsmöglichkeit geboten hätte, wenn nicht Weiß ... Das Einzige, was Frau Weiß ihrem Mann beim abschiedlosen Weggang hinterlassen hatte, war ein langer, nachdenklicher Brief, in dem sie schreibt: 'Ich gehe fort, weil ich anders leben will. Bliebe ich hier, wäre eigentlich mein Leben beendet. Vielleicht sind das zu große Worte, ich weiß aber keine treffenderen. Einen anderen Mann gibt es nicht, hat es nie gegeben.' Der Abschied hat auch mit der letzten Silvesterfeier zu tun. Der Ratsvorsitzende und Mann einer 34-jährigen Frau, der immer wenig Zeit hat, kann nicht verstehen, weshalb ihm seine Frau davongelaufen ist - wahrscheinlich für immer. Und er erhofft sich Hilfe von Karras, der zu ihr fahren und für Klarheit sorgen soll. Und der lässt sich hineinziehen in diese Geschichte, sogar tief hineinziehen. Aber erst muss er diese Frau finden, ehe er mit ihr reden kann. Wo ist sie? Schlagworte:FBA Moderne und zeitgenössische Belletristik: allgemein und literarisch, FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FS Familienleben Umfang: 421 S. ISBN: 978-3-96521-701-0
Inhalt: Die Titelgeschichte beruht auf einer ungewöhnlichen Idee: Der Mann, Franz Krug, war einst für die großen Paraden auf der Karl-Marx-Allee verantwortlich. Nun aber gab es bereits zum dritten Mal keine solchen Paraden mehr. Das ärgerte ihn. Aber nicht nur das: Franz Krug hatte sich am Abend über die Frau geärgert, wie so oft in der letzten Zeit. Sie hatte sich nach dem Abendessen den Mantel übergezogen und gesagt, dass sie zur Tochter fahre, die kleine Kristina sei wieder mal krank, und Constanze käme ja erst um Mitternacht nach Hause. Er ärgerte sich, weil seine Frau gerade heute zur Tochter gehen musste und ihn allein ließ. Er wusste erst gar nicht, was er tun sollte, ging dann entschlossen ins Schlafzimmer und holte die Uniform aus dem Kleiderschrank. Er befreite sie vom Plasteüberzug und hängte sie an den Schrank. Seine Uniform, die letzte, die er trug, bis sie ihn entließen. Die geflochtenen Schulterstücke glänzten, die Ordensschnalle hatte drei Reihen. Er strich behutsam über die Schnalle. Das ist mein Leben, dachte er. Ja, das ist mein Leben. Zum Teufel, das nimmt mir keiner weg. Dann kam dem Ex-NVA-Oberstleutnant ein höchst ungewöhnlicher Gedanke. Er zog sich seine Uniform an, die er das letzte Mal vor genau drei Jahren getragen hatte. Und er legte die rechte Hand an den Mützenschirm und sagte: 'Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik.' Er wird jetzt in seiner Uniform auf die Straße gehen. Er wird dorthin marschieren, wo er vor drei Jahren auch war in der Nacht vor der Parade. In 'SPUCK' VOR IHR AUS ...' wird ein Mann verhaftet. Und seine Tochter Tanja versteht das alles nicht. In 'KATARINA UND DIE BIRKE VOM HOF' beginnen in der neuen Nach-Wendezeit Bauarbeiten, auch auf dem Hof, wo die Birke steht. Und dabei stört die Birke ... In 'WAS WÄRE WENN ...' fragt sich Görlich, was wäre, wenn der aus der Kriegsgefangenschaft entlassene 21-Jährige 1946 nicht in Ludwigsfelde, sondern in Schleswig-Holstein gelandet wäre ... In 'EINE INSEL AUS TRÄUMEN GEBOREN IST HAWAII' geht es um Grundstücksfragen. 'NACHDENKEN ÜBER ANNA SEGHERS' zwingt den Autor auch zum Nachdenken über sich selbst. Außerdem präsentiert der Band die 1995 geschriebene Urfassung seines Stücks 'In der Kneipe zur deutschen Einheit' oder 'Das Fell versaufen'. Die zehn Szenen spielen in einer Berliner Kneipe in Prenzlauer Berg und in der damaligen Gegenwart - 1995 eben. Schlagworte:FXE Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Umwelt / Natur, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, FYB Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories Umfang: 179 S. ISBN: 978-3-96521-703-4
Inhalt: Wie stellt man sich den Tagesablauf eines Schriftstellers vor? Er kann ziemlich genau eingeteilt sein, wie die ersten Sätze dieser Erzählung von Günter Görlich zeigen: Der Anruf kam um zehn Uhr dreißig. Robert Berger wusste das später so genau, weil er kurz vor dem Läuten auf die Uhr geschaut hatte. Eine Seite hatte er geschrieben, lag also gut in der Zeit. Es ist ein modernes Telefon, dessen Läuten ihn immer noch erschrecken lässt. Eine gewisse Überraschung ist ihm auch anzumerken, als er den Hörer für das erste Gespräch dieses Mittwochs abnimmt und sich meldet, ohne seinen Namen zu nennen: 'Spreche ich mit Herrn Berger?', fragte eine Männerstimme. Berger bejahte. Die Stimme klang gelangweilt oder müde. 'Hier ist die Direktion 3, Mitte. Kriminalpolizei, Kommissar Hinrich. Herr Berger, kennen Sie einen Jens Krause, oder auch Till Spiegel?' 'Ja', sagte Berger, 'ich kenne ihn, und mir sind auch beide Namen bekannt.' 'Sie sind der Schriftsteller Robert Berger?' 'Ja, ich war 's auf jeden Fall, und bin's wohl auch noch', antwortete Berger. 'Wir möchten Sie sprechen, Herr Berger', sagte der Kommissar, 'geht es morgen Vormittag?' Berger reizte die Stimme am Telefon. 'In welcher Angelegenheit?', fragte er. 'In der Sache Jens Krause oder Till Spiegel', meinte der Kommissar. 'Was ist mit Jens Krause?' 'Jens Krause ist tot.' Wie Berger weiter erfährt, weiß auch die Polizei noch nicht, ob es ein Unfall oder ein Verbrechen war. Aber sie hätten einen angefangenen Brief an ihn gefunden, und im Notizbuch stünden seine Adresse und seine Telefonnummer. Deshalb wollten sie ihn sprechen - morgen um elf in Dienstzimmer des Kommissars. Berger beginnt sich an den jungen Kollegen zu erinnern, der gerade dreißig geworden war. Er hatte sich gegen manche Widerstände für die außerordentliche Begabung dieses Mannes und das Veröffentlichen seiner Bücher eingesetzt. Ihm hatten vor allem zwei Dinge gefallen: Der junge Mann schrieb Prosa, eine lakonische, erstaunlich dichte Prosa. Berger schrieb auch Prosa. Und den Älteren beeindruckten die Ehrlichkeit des jungen Schreibers, seine Versuche, hinter die Dinge zu kommen. Für Diskussionen sorgte besonders eine Erzählung: In 'Requiem für Sandra' ging es um Sehnsüchte, Träume, Enttäuschungen und den Selbstmord einer Studentin. Ein Thema, über das auch Berger einmal geschrieben hatte. Und jetzt war Jens Krause tot. Hatte er sich auch selbst umgebracht? Oder war es Mord? Später bekommt Berger einen Aktenkoffer mit brisanten Aufzeichnungen. Schlagworte:FHP Politthriller/Justizthriller, FS Familienleben, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 379 S. ISBN: 978-3-96521-715-7
Inhalt: Günter Görlich, ein lebens- und schreiberfahrener Mann, hat immer gern Liebesgeschichten geschrieben. Auch das hier ist eine Liebesgeschichte - allerdings eine über eine 'Unbequeme Liebe'. Was kann an einer Liebe unbequem sein? Was ist da passiert? Thomas schob das volle Schnapsglas fort. Der Wodka roch wie Spiritus. Und noch vor einer Stunde war ihm der Schnaps wie ein Labsal vorgekommen. Er hätte am liebsten das Fenster aufgestoßen, um den dumpfen Schädel im Regen zu kühlen. Blöder Satz: Das Herz ist wie eine offene Wunde. Hartnäckig haftet er im Kopf und ist doch Kitsch. Wieso Kitsch? Man kann diesen Zustand auch so beschreiben: Zwei waren fast drei Jahre zusammen, man sagt, die haben sich geliebt, haben miteinander geschlafen, es war schön und angenehm. Und nun ist alles vorbei. Man ist aber ein moderner Mensch, hat Prinzipien. Es ist eben vorbei, weil eine nicht mehr will, wahrscheinlich ist ein anderer gekommen, und mit dem will sie jetzt. Das ist, nüchtern gesehen, der Sachverhalt. Was hat das Herz damit zu tun? Angefangen hatte alles bei einem Volleyballspiel, bei dem er als Volksarmist auf Urlaub für jemanden anderen einsprang: Die Mannschaft, in die er so kurzerhand eingeordnet worden war, sammelte Punkte. Er beobachtete genau die Spieler auf der anderen Seite. Unter denen war ein blondes Mädchen in einem gelben Bikini; wenn ihr heller Schopf über dem Netzrand auftauchte, war er auf alles gefasst. Auch das Mädchen blickte manchmal prüfend zu ihm herüber. Er merkte sich ihren Namen. Ingrid. Damals hatte er sich in Ingrid, die Pädagogikstudentin, verliebt. Jetzt war es Pfingsten. Pfingstsonnabend. Und der Brief musste geschrieben werden. Sie wollte bei der Wahrheit bleiben. Ja, sie hatte einen neuen. Horlander heißt der. Er ist Schuldirektor und kennengelernt hatte sie ihn bei einer Art zusätzlichen Schulpraktikums. Anfangs gefiel er ihr gar nicht - zumal er ein kleines Kadergespräch mit ihr führte: 'Lohnt sich nicht bei mir', sagte Ingrid, 'sehr durchschnittlich alles. Studiere jetzt bald vier Jahre. Werde wohl, nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Praxis, nur die Hälfte davon gebrauchen können. Habe einen Freund mit Motorrad. Nun, das wär's. Vielleicht noch eins: Bin im FDGB, im DTSB, in der FDJ und in der DSF. In den beiden letztgenannten Organisationen habe ich Funktionen.' Ingrid starrte auf den weißen Bogen, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Plötzlich begann sie zu schreiben, so rasch, als hätte sie keine Zeit mehr. Umfang: 370 S. ISBN: 978-3-96521-707-2
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